Steigende Durchfallerquote
bei Führerscheinprüfungen
Am Führerschein mit 17 scheint es nicht zu liegen. Experten suchen nach den Gründen: Immer mehr Fahrschüler fallen durch die Führerscheinprüfung.
Was bedeutet noch mal dieses rote runde Schild mit weißem Balken in der Mitte? Und warum ist der Schulterblick beim Ein- und Ausparken so wichtig? Immer weniger Fahrschüler und Fahrschülerinnen scheinen die Antworten auf diese Fragen zu kennen. Seit Jahren steigt die Durchfallquote bei theoretischen und auch praktischen Prüfungen für den Autoführerschein. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Bei der Theorieprüfung aller Pkw-Klassen lag die Misserfolgsquote 2017 laut Kraftfahrt-Bundesamt bei 39 Prozent (2016: 37 Prozent). Bei der praktischen Prüfung für den Autoführerschein fielen 32 Prozent der Anwärter durch (Vorjahr: 31 Prozent). Das waren rund 432.000 nicht bestandene praktische Prüfungen.
Zum Vergleich:
Im Jahr 2008 wurden bei der Theorie aller Pkw-Klassen 32,3 Prozent der Prüfungen nicht bestanden. In der Praxis waren es 29,2 Prozent. Das heißt seit 2008 stieg die Durchfallquote bei allen Führerscheinklassen zusammen in der Theorie von 30,4 Prozent auf 36,8 Prozent (2017). Das ist der höchsten Wert seit zehn Jahren; in der Praxis stieg die Quote von 25,7 auf 28,1 Prozent, ebenfalls auf den höchsten Wert seit zehn Jahren. Die Ergebnisse lagen in den einzelnen Bundesländern aber weit auseinander. Laut Kraftfahrt-Bundesamt hatten 2017 die Hessen über alle Klassen die besten Ergebnisse sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Woran das liegen könnte, ist bisher aber ebenfalls unklar.
Forscher der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wollen sich nun mit den Zahlen zu nicht bestandenen Prüfungen auseinandersetzen. Verkehrsexperten vermuten unter anderem komplexere Verkehrssituationen als Ursache, haben aber noch keine eindeutige Antwort. “Wir stochern noch etwas im Nebel”, sagte Hendrik Pistor, Referatsleiter für junge Kraftfahrer beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR), der Deutschen Presse-Agentur. Denkbar wäre auch, dass die hohe Durchfallquote mit der Smartphone-Nutzung oder einem stetig steigendem Stresslevel im Alltag zu tun hat.
Einig sind sich alle Experten jedoch darin: Am jugendlichen Alter liegt es nicht. “17-Jährige fallen weniger durch und fahren später sicherer”, sagt Dieter Quentin, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. 2017 lag die Durchfallquote beim Pkw-Führerschein mit 17 (BF17) in der Theorie bei 32,2 Prozent, in der Praxis bei 24,9 Prozent. Bei den älteren Fahranfängern (B) lag die Durchfallquote in der Theorie bei 44 Prozent und in der Praxis bei 39,9 Prozent.